Wir sind abhängig. Abhängig von Gas und Öl aus Russland, von Kohle aus der Lausitz oder aus Polen. Von Windenergie aus dem Norden und davon, dass ausreichend die Sonne scheint. Politische Verwerfungen wie der Ukraine-Krieg mit all seinen Folgen – der Wirtschaftskrieg mit Russland und globale Energieengpässe – lassen uns erschauern, erzittern, im Dunklen zurück. Zunächst erst einmal im übertragenen Sinne. Dass es nicht zu ähnlichen Reaktionen im Wortsinn kommt, dafür schicken wir unsere Politiker quer durch die Welt: Stillt unseren Energiehunger!
Doch wie wäre es, wir würden das Problem noch einmal neu denken, wenn auch nur im begrenzten Maßstab. Könnte eine Stadt wie Chemnitz mit ihren 246.851 Einwohner*innen, ihren Versorgungs-und Erholungseinrichtungen und all den Unternehmen energieautark sein – zumindest was die Wärme- und Stromversorgung betrifft? Ein Gedankenexperiment.
I Das Prinzip Energieautarkie
Mit „Energieautarkie“ werden Konzepte bezeichnet, bei denen Energieverbraucher ausschließlich auf lokal verfügbare Energieträger und Energiequellen zurückgreifen. Von externen Energielieferungen machen sich diese Verbraucher unabhängig, wobei es unterschiedlich ausgeprägte Varianten gibt. Bei „tendenzieller Energieautarkie“ strebt man höhere Zustände nur an: Man versorgt sich zunehmend selbst, hält aber noch alle Verbindungen zur Außenwelt. Im Zustand „bilanzieller Energieautarkie“ erzeugt man im Jahresdurchschnitt genauso viel Energie, wie man benötigt – allerdings mit saisonalen Schwankungen (im Sommer zu viel, im Winter zu wenig zum Beispiel), sodass man weiterhin auf externe Lieferungen angewiesen ist, um Verbrauchsspitzen auszugleichen. Bei „kompletter Autarkie“ schließlich könnte man Zu- und Ableitungen im Prinzip abbauen: Jegliche Energie, die übers Jahr verbraucht wird, erzeugt und speichert man selbst. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
II Energieautarkie von Klein bis Groß
Natürlich gibt es sie, die Energieautarkie im Kleinen. Vermutlich muss man noch nicht mal so weit schauen, um Beispiele zu finden. Da ist das Nullenergiehaus am Stadtrand, das bautechnisch so entworfen ist, dass es keine Energiezufuhr von außen benötigt: Die Fensterflächen sind groß genug, dass sie im Winter alle Wärme hineinlassen, und verschattet genug, dass die Sonne im Sommer draußen bleibt. Die Dämmung ist zwar etwas teurer, dafür aber wirksam. Erdwärme hilft zusätzlich beim Heizen, Strom wird übers Solardach erzeugt und über Elektrolyse gespeichert. Schon 1992 wurde in Deutschland das erste energieautarke Gebäude errichtet, das sogenannte „Freiburger Solarhaus“. Die Technologien sind nicht nur da, sie sind zumindest in größeren Teilen auch massentauglich.
Was beim einzelnen Wohnhaus gelingt, kann auch ein Vierseitenhof schaffen, wie in der Region das Projekt „Terra.Ursprung“ des Ehepaars Roger und Ines Herold beweist: Der benötigte Strom wird hier im erzgebirgischen Lugau über eine Photovoltaikanlage erzeugt, Überschüsse gespeichert. Ist der Energiebedarf größer als die aktuell verfügbare Strommenge, schaltet sich eine Wasserstoffanlage zu, die mittels Brennstoffzelle Strom und Wärme produziert. Auch ein Biomeiler steht bereit, der zusätzlich Wärme erzeugen kann. Das Ganze ist nicht nur zum Wohnen gedacht: Ein „Zukunftshaus“ bietet Raum für Begegnungen, Vernetzung und Kreativität auch für Auswärtige, ein Natur-, Heil- und Therapiegarten soll später noch hinzukommen. Schon jetzt gibt es Workshops über die Nutzung der Wasserstoffenergie.
Auf ähnliche Weise haben deutschlandweit inzwischen ganze Dörfer ihre Strom- und Wärmeerzeugung umgestellt: In Feldheim, dörflicher Ortsteil der brandenburgischen Stadt Treuenbrietzen, wurde über Jahre ein Gesamtkonzept umgesetzt, das für Aufsehen in ganz Europa sorgt: Sämtliche Haushalte, aber auch Gewerbeeinheiten, kommunale Einrichtungen und drei Agrarbetriebe sind hier an ein privates Nahwärme- und Stromnetz angeschlossen. Ein Windpark mit 55 Anlagen bildet den Ausgangspunkt für die Stromversorgung – hier können 250 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden, deutlich mehr, als die gut 200 Einwohner*innen selbst verbrauchen. Überschüsse gehen ins öffentliche Stromnetz. Eine Biogasanlage sorgt einerseits für zusätzlichen Strom, andererseits auch für Wärme: Ausgangsmaterial ist Rinder- und Schweinegülle sowie Mais-Silage und Getreideschrot, hergestellt von der örtlichen Agrargenossenschaft. Reicht diese Anlage nicht aus, kann in Spitzenzeiten eine Holzhackschnitzelheizung zugeschaltet werden. Über die eigenen Netze macht man sich zusätzlich unabhängig von traditionellen Energieversorgern. Der Erfolg sei vor allem der guten und partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Kommune, Einwohner*innen, Agrargenossenschaft und dem Projektentwickler zu verdanken, heißt es.
Mit Island hat sich vor einigen Jahren bereits ein ganzer Staat für energieautark erklärt: Auf der Insel wird vor allem die Geothermie für die Strom- und Wärmegewinnung genutzt. Schon 2011 rechnete eine Studie aus, dass sich auch ein Land wie Österreich binnen Jahrzehnten zur Energieautarkie hinentwickeln könnte – die erforderliche Energie könnte bis 2050 aus Wasser, Sonne, Wind und Biomasse erzeugt werden. Allerdings hätte man dann auch vor einem Jahrzehnt konsequent mit der Umsetzung beginnen müssen. Aktuell diskutiert man deshalb im Alpenstaat, wie man den Gasspeicher für Bayern ans österreichische Netz anschließen könnte.
III Der Chemnitzer Energiestatus
Island hat gut 50 Prozent mehr Einwohner*innen als Chemnitz, über 360.000, und schafft es, energieautark zu leben. Aber ja, die Zeit des Vulkanismus in Chemnitz ist vorbei und so wird Geothermie für die Stadt keine ausreichende Lösung sein. Wie könnte also ein Chemnitzer Weg zur Eigenversorgung aussehen?
Schauen wir auf die Ausgangslage: Chemnitz hat, so meldete es das Rathaus im Juli, derzeit einen Energiebedarf von 3.440 Gigawattstunden pro Jahr. 344 und zehn Nullen, wenn man es in Wattstunden umrechnen möchte. Dafür könnte man eine einzelne gute alte 60-Watt-Glühbirne über 6,5 Millionen Jahre durchgängig leuchten lassen (falls ich mich nicht verrechnet habe und der Faden das mitmacht). Vom Chemnitzer Energiebedarf entfallen 1,9 Millionen Jahre auf das, was wir an Strom brauchen, die restlichen 4,6 Millionen Jahre auf unseren Heizbedarf. Oder zurück: 1000 Gigawatt Strom, 2440 Gigawatt Wärme pro Jahr.
Betrachtet man die verbrauchenden Sektoren, so entfallen etwa drei Prozent des Gesamtenergiebedarfs von Chemnitz auf öffentliche Gebäude der Stadt (Rathäuser, Ämter, Schulen, Sportstätten usw.), neun Prozent auf andere öffentliche Gebäude (Uni, Polizei und andere Landes- oder Bundesinstitutionen). Etwa 37 Prozent nutzen Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. Mehr als die Hälfe – genau 51 Prozent – verbrauchen die privaten Haushalte. Das geht aus dem Klimaschutzbericht der Stadt 2019 hervor.
Vor allem der Wärmebedarf ist also ziemlich gigantisch – und wird derzeit kaum aus erneuerbaren Energien gedeckt. Circa 45 bis 50 Prozent werden nach Angaben der Stadtverwaltung durch Erdgas erzeugt, 40 Prozent kommen von der braunkohlebasierten Fernwärme. Und selbst die restlichen zehn bis 15 Prozent setzen sich nicht voll aus erneuerbaren Energien wie Wärmepumpen, Solar oder Holz zusammen – hier steckt noch ein nennenswerter Anteil an privaten Ölheizungen mit drin. Energieautarkie ist, mindestens im Wärmebereich, das komplette Gegenteil.
Seien wir einigermaßen großzügig und behaupten: Ungefähr 15 Prozent des Chemnitzer Energiebedarfs stammen bereits heute aus erneuerbaren Energien – bei der Wärme sicher etwas weniger, beim Strom vermutlich mehr. Die wollen wir beim Blick auf eine mögliche Energieautarkie außer acht lassen. Bleiben 85 Prozent von 3.440 Gigawattstunden, also 2.924. Wäre das realisierbar?
IV Weniger Energie verbrauchen
Aus zwei Richtungen kann man sich dem Ziel der Energieautarkie annähern. Die erste: Man reduziert Verbräuche. Das machen viele mit Blick auf die Geldbörse bereits, die öffentlichen Institutionen wollen Vorreiter sein. Chemnitz als Stadt ist Trägerin des European Energy Awards in Gold, setzt also bereits seit vielen Jahren Maßnahmen um: In den Ferien ungenutzte Schulgebäude werden nicht beheizt, Verwaltungsgebäude auf LEDs umgestellt, Büros erhalten energiesparende Rechner. Darüber hinaus entschloss man sich im Sommer, Sauna und Stadtbad nach den Ferien erst Mitte Oktober wieder zu öffnen und künftig die Beckenwasser-Temperatur in allen Schwimmbädern von 28 auf 27 Grad Celcius zu senken. Mittelfristig sollen Thermostate begrenzt, Heizungspumpen erneuert oder Einscheibenverglasungen durch stärker dämmende Varianten ersetzt werden. Auch beim Verhalten der städtischen Angestellten soll nachgesteuert werden – etwa bei der Nutzung von Stand-by-Funktionen an Bürogeräten. Der Effekt auf die Energiebilanz der Stadt als Ganzes ist naturgemäß überschaubar angesichts des geringen Anteils der Kommune auf den Energieverbrauch.
In den privaten Sektoren lassen sich hier mehr Wirkungstreffer erzielen. Stärkster Ansatzpunkt: der Wärmeverbrauch von Wohnungen und Eigenheimen, die – siehe oben – allein mindestens 1.000 Gigawattstunden pro Jahr verheizen, verduschen und verbaden. Hier müssen – und sollten – die privaten Nutzer*innen selbst aktiv werden. Die GGG, größte Vermieterin in der Stadt, gibt Tipps; unter anderem: „Heizung auf die gewünschte Temperatur einstellen und dann so belassen und nicht ständig umstellen“, „Rollos und Vorhänge anbringen, damit Kälte zurückgehalten wird“, „Geschirr im Becken spülen statt unter fließendem Wasser“ oder „beim Einseifen Dusche nicht laufen lassen“. Das ist nicht weit entfernt von den „Waschlappen“-Hinweisen eines Winfried Kretschmann, aber offenbar immer noch nötig. Nach dem Händewaschen in der Pandemie lernen wir nun auch das Duschen nochmal neu.
Viele andere Maßnahmen kosten in jedem Fall erstmal mehr, seien es wassersparende Duschköpfe (ab 5 Euro) oder intelligente Thermostate (ab 20 Euro), seien es Gebäudebegrünungen, neue Fenster oder neue Heizungsanlagen. Immerhin: Vor allem bauliche Veränderungen werden nach wie vor gut gefördert – durch die Stadt im Begrünungsbereich, durch den Bund und seine KfW, wenn es um Gebäudedämmungen oder Heizungsanlagen geht. Wir müssten es halt nur tun. Am Ende vieler Maßnahmen steht oft noch nicht einmal ein Komfortverlust, sondern eher ein Gewinn an Lebensqualität, sei es durch ein volleres Portemonnaie, sei es durch ein reineres Gewissen.
Und natürlich ein geringerer Energieverbrauch auch für die städtische Bilanz. Gehen wir davon aus, dass sich quer durch alle Sektoren in ein paar Jahren 20 Prozent Energie sparen lassen. Macht 2.340, die wir künftig zusätzlich selbst regenerativ erzeugen – davon 1.660 Gigawattstunden für Wärme, und 680 für Strom.
V Mehr Strom erzeugen
Um den Strom müsste man sich vermutlich gar nicht so viele Sorgen machen. Moderne Windkraftanlagen produzieren je Jahr zwischen 4 und 7 Millionen Kilowattstunden Strom (also 4 bis 7 Gigawattstunden). Für die 680 Gigawatt bräuchte man also zwischen 95 und 120 Windräder auf den Kämmen rund um Chemnitz, die derzeit noch weitestgehend ungenutzt herumliegen. Zugegeben, das sähe nicht besonders schön aus. Deshalb sollten wir darüber nachdenken, einen Teil des Stroms auch weiterhin durch Solarenergie zu erzeugen. Zwischen Chemnitz und Leipzig wurde im Frühjahr dieses Jahres im ehemaligen Braunkohletagebau Witznitz II der Baubeginn für einen riesigen Solarpark in privater Trägerschaft gefeiert: Mit einer Nennleistung von 650 Megawattpeak auf 500 Hektar könnte der theoretisch die 680 Gigawattstunden ebenfalls (fast) allein erzeugen – nebenbei soll das Areal auch als Erholungsgebiet und partiell unter den Solarmodulen auch landwirtschaftlich genutzt werden.
Je mehr kleine Solaranlagen auf den Dächern der Stadt entstehen, desto kleiner müsste ein solcher Riesenpark für Chemnitz ausfallen – schließlich fehlen uns die Tagebaulöcher. In ersten Schritten prüft die Stadt, ob man die Solaranlage am neuen Schwimmbad in Bernsdorf vergrößern könnte und irgendwann kommen vielleicht auch bundes-, landes- oder stadtweite Regulierungen zu Solaranlagen auf Alt- und Neubauten für wohnliche oder gewerbliche Nutzung. Und weil vermutlich auch die eine oder andere zusätzliche Biogasanlage vor allem in den ländlichen Stadtteilen vorstellbar wäre, kann man wohl schlussfolgern: Eine autarke Stromversorgung wäre möglich.
VI Anders Wärme erzeugen
Bleibt das Problem der Wärme. Denn Wärme entsteht vor allem durch Verbrennung – und die mag kaum jemand. 1.660 Gigawattstunden Wärme sind fraglos eine Herausforderung. Um Emissionen zu verringern, wollte die „eins energie in sachsen“ als Chemnitz‘ wichtigster Wärmeversorger aus der Braunkohleverbrennung aussteigen. Es ist ein ganzer Pfad aus Einzelmaßnahmen, die dazu beitragen sollen: Die Gasverbrennung in Blockheizkraftwerken ist nur ein erster Schritt. Bereits 140 Millionen Euro habe „eins“ hier investiert, wie Geschäftsführer Robert Warner beim „Energieforum“ des Versorgers Anfang Juli im Carlowitz Congress Centrum erklärte – entsprechend sollten sie auch spätestens im 2. Quartal 2023 in Dauerbetrieb gehen. Doch immerhin: Sie müssen nicht ausschließlich mit Erdgas befeuert werden – auch Biomethan, synthetische Gase oder sogar Wasserstoff könnten hier – aktuell noch in begrenztem Umfang – eingesetzt werden.
Doch sind die Gasmotoren nur ein nächster Schritt: Der Bau eines Holzhackschnitzelkraftwerks wurde 2020 angekündigt, jedoch 2021 „aus wirtschaftlichen Gründen“ abgesagt. 80.000 Tonnen Holz sollten hier jährlich in Wärme verwandelt werden, im Idealfall mit Lieferwegen unter 100 Kilometer. Auch ein Abfallheizkraftwerk wird jetzt wieder diskutiert. Zu 35 Prozent könnte es zur Gesamtfernwärmeerzeugung von Chemnitz beitragen, führte Warner aus, wenn man die Abfälle der Region hier verwerte. Auch an einer Klärschlammverbrennung führe auf Dauer aufgrund gesetzlicher Regelungen kein Weg vorbei. Großwärmepumpen in Zusammenarbeit mit einem LowEx-Netz liefern lokale Wärme und senken gleichzeitig den Wärmeverbrauch der Nutzer – im Pilotversuch wurde dies im Brühl-Quartier in Chemnitz bereits umgesetzt. Und auch Solarthermie könnte man stärker nutzen, so Warner. Der Nachteil: Je weiter man den beschriebenen Pfad gehe, desto mehr Geld müsse man für den nächsten Schritt aufwenden.
„Strom und Wärme müssen bezahlbar bleiben“, das beschreibt er als oberstes Prinzip von „eins“ – man bewege sich in einem Dreieck aus Umweltschutz, Daseinsvorsorge und Wirtschaftlichkeit. Und dieses müsse gleichseitig sein, dürfe in keine Richtung zu stark ausschlagen. Bis 2045 soll der Weg der Dekarbonisierung gegangen sein – das Ziel ist formuliert. Kommt dann noch ein Großteil der Energieträger aus der Region und ziehen private Wärmeversorger mit dem Ausstieg aus dem Öl- und Gasheizungsbetrieb mit (die Einkaufspreise sorgen da derzeit für ordentlich Handlungsdruck), ist man dem Ziel der Energieautarkie doch schon ziemlich nahe.
VII Wo wir uns selbst im Weg stehen
Im Prinzip also wäre ein energieautarkes Chemnitz vorstellbar – wenn auch nicht innerhalb von fünf oder zehn Jahren. Allein sieben Jahre etwa – so eins-Vorstand Warner – brauche man von der ersten Idee bis zur Umsetzung einer neuen Anlage. Das geht im privaten Bereich schneller, wenn man uns lässt. Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern zum Beispiel sind rechtlich eine ziemlich komplizierte Angelegenheit und auch die Ampel-Koalition in Berlin hat trotz grüner Beteilung noch nicht zu bürokratischen Erleichterungen beigetragen. Der Bau einer Windkraftanlage dauert fast ewig und scheitert ziemlich häufig. Mal aus Natur-, mal aus Denkmalschutzgründen, oft genug aber auch wegen Vorbehalten in der Bevölkerung und der deshalb genehmigungsscheuen Kommunalpolitik, die jeden möglichen Grund hernimmt, um die Anlagen zu verhindern.
Und auch Großprojekte begegnen immer wieder massivem Widerstand: Eine Müllverbrennungsanlage für Chemnitz war vor einigen Jahren schon einmal angedacht – und wurde vom Stadtrat abgelehnt. Gegen das geplante Hackschnitzel-Heizkraftwerk von „eins“ in Chemnitz-Siegmar regte sich Widerspruch: Eine Bürgerinitiative formierte sich und die „Parents for Future“ ließen an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau ausrechnen, warum die Anlage vielleicht doch nicht ökologisch ist. Und auch die nun vorgestellte „eins“-Müllverbrennung erntet Widerspruch: Es müsse doch Alternativen geben, finden die Stadtrats-Grünen und forderten von den städtischen Mitgliedern des eins-Aufsichtsrates Widerspruch gegen die Idee.
Vom Flächenfraß des Braunkohleabbaus durfte und darf man in Chemnitz herzlich unberührt sein – und dennoch wird auch dort Umwelt zerstört. Alle wollen Energie, alle wollen sie günstig. Doch niemand will die Energieerzeugung vor der eigenen Haustür. Ob die aktuelle Krise da zu einem Umdenken führt? Man darf Hoffnung haben. Und berechtigte Zweifel. vtz
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