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Mit Marken Zeichen setzen

Gelegentlich kann man das Gefühl entwickeln, dass das Arbeitsfeld Design ziemlich verramscht wird: Wann immer es eine Fußballer-Frau oder ein Reality-TV-Sternchen auch fachfremd zu etwas bringen will, entscheidet sie oder er sich dafür, Schmuck oder Mode zu designen. Den eigenen Promi-Status noch ein wenig zu versilbern, sei ihnen gegönnt.

Dass es auch anders geht, nämlich mit Ideenreichtum, Leidenschaft und womöglich sogar einer vorherigen Ausbildung durchzustarten, zeigen die Beispiele regionaler (Mode-)Marken auf den kommenden Seiten. Sie sind so unterschiedlich wie die Zielgruppen, die sie ansprechen – und ihre Vorstellung in Chemnitz Inside folgt auch der Idee, vor dem Kauf der letzten Weihnachtsgeschenke noch diese Anregung loszuwerden: Denke global, handle lokal!

SARA LINKE

Der Weg von Sara Linke in die Modewelt darf zunächst mal als „klassisch“ bezeichnet werden: Masterstudium in Modedesign an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Fakultät Angewandte Kunst in Schneeberg, Praktikum in Paris, erste Jobs bei großen Modefirmen. 2020 dann verließ sie diesen Weg – und übernahm eine Textilfabrik samt Belegschaft in Hohenstein-Ernstthal. Die wurde schnell zur Sara Linke GmbH – und fertigt nun neben traditionsreichen Marken wie Jado – auch die eigene Marke SARA LINKE. „Wir kommen aus der Nachtwäsche und gehen auf die Straße“, erläutert die Gründerin: „Wir entwickeln lässige Wohlfühlteile in tollen Farben, ruhige Basics mit lauten Highlights, facettenreich, optimistisch, ungezwungen.“ Mit Blick auf die Zielgruppen – urbane, kosmopolitische, liberale, vernetzte Menschen – sei das Design besonders wichtig, erläutert sie. Gute Qualität sei wichtig und reibungslose Abläufe in der Produktion – aktuell nicht ganz einfach aufgrund von Lieferkettenproblemen: „Außerdem produzieren wir sehr gerne und oft mit Materialien aus der Region und aus Deutschland und haben ein tolles Netzwerk an Lieferanten und Partnern.“ Beide Marken gibt’s im Werksverkauf an der Straße der Einheit in Hohenstein-Ernstthal OT Wüstenbrand, online unter www.jadofashion.de und www.saralinke.com sowie in ersten Shops in Chemnitz (Gingerclub Store), Dresden (Anders und Anders) und Zwickau (Parfümerie Burger). „Wir sind offen für neue Handelsbeziehungen, auch über die sächsischen Grenzen hinaus“, sagt Sara Linke – ihr Weg hat sie inzwischen zum Gewinn des Sächsischen Gründerinnenpreises 2022 geführt.

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WAYN

„Why Are You Not“, „Warum bist du nicht (du selbst)“, kurz: WAYN hat der vor 24 Jahren in Zschopau geborene, in Chemnitz lebende Ramy Chris seine Modemarke getauft. Entstanden aus der Erfahrung, selbst nicht immer die Kleidung kaufen zu können, die er gern wollte, hat er sich vor zwei Jahren entschlossen, eine eigene Marke zu entwickeln. Die zielt vor allem auf die Hip-Hop-Szene – mit Unisex-T-Shirts, -Hoodies, -Zipper und -Westen, zumeist in Übergrößen und mit Prints ausgestattet, die die Markenbotschaften verbreiten. Die wollen vor allem Mut machen, zu sich selbst zu stehen – und den eigenen Geschmack auch in der Kleidung nach außen zu tragen. Designt wird heute gemeinsam mit Fotograf, Videograf und Grafiker Lucky Shoota in Chemnitz, genäht in Istanbul, bedruckt in Deutschland. Das Marketing erfolgt über die Sozialen Medien und mit der Hilfe von Influencern und Promis: Popstar Pietro Lombardi, Rapper Farid Bang, Handballer Nils Kretschmer und – darauf ist Ramy Chris besonders stolz – US-Rapstar The Game ließen sich schon in WAYN-Stücken ablichten. So hofft Ramy Chris auf den Einstieg in den US-Markt, denkt an die nächste, dann vierte Kollektion, die wie die ersten drei womöglich wieder innerhalb eines Tages ausverkauft sein wird. Vertrieben wird (noch) ausschließlich über die eigene Webseite www.waynclothing.com, doch träumt Chris Wayn von einem Flagship-Store in seiner Chemnitzer Heimatstadt – auf dass der junge Menschen aus aller Welt in die Stadt locke.

Die beiden Markengründer (Ramy Chris links)

ARZGEBIRGLIFESTYLE

Eigentlich wollte Marcel Becher nur ein Cap-Label entwickeln – Baseball-Kappen, auf denen die von ihm entwickelte Marke ARZGEBIRGLIFESTYLE prangt. Doch nachdem er für ein Fotoshooting auch T-Shirts gelabelt hatte, entstand da auch Nachfrage – und wo es Nachfrage gibt, gibt es schnell auch ein Produkt. Oder auch viele: Babybodys, Regenjacken, Hoodies oder Oversize-T-Shirts, Schneidbretter, Liegestühle, Tassen, Gürteltaschen oder Schuhbeutel gibt’s heute mit dem Label. Was beweist, dass man manchmal auch nur ein Lebensgefühl treffen muss, das ausreichend stark verbreitet ist, um erfolgreich zu sein. Die Produktion seiner Markenware gestaltet Marcel Becher dabei überwiegend regional, die Bedruckung von T-Shirt-Rohlingen etwa übernimmt er selbst. Regionale Größen wie EHV-Aue-Kapitän Kevin Roch teilen den ARZGEBIRGLIFESTYLE und tragen ihn vom Online-Shop www.arzgebirglifestyle.de oder aus dem Sportfachgeschäft 321sport in Lösnitz hinein in die Welt. (mit gut)

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Ls. D

Seitdem Kleidung zum Wegwerfprodukt geworden ist, seitdem beschäftigen sich Designer auch mit der Frage, wie man das wieder ändern könnte. Upcycling ist der Weg, den Lisa Diehl für sich und ihr Label Ls. D mit Atelier in Waldenburg eingeschlagen hat. Diehl hat Ausbildungen zur gestaltungstechnischen Assistentin und zur Schneiderin absolviert, 2015 dann ihr eigenes Unternehmen gegründet. Hier verarbeitet sie vor allem abgelegte Jeans – und entwickelt auf Basis der Naht- und Stofffarben, Hosentaschenformen und Webstruktur neue Designs in Form von Taschen, Tüchern, Kissen, Rucksäcken und vielem mehr. „Die meisten Produkte werden mit neuwertigen Materialien aufgewertet, also zum Beispiel durch Reißverschlüsse, Gurte und Karabiner oder Kombinationsmaterialien wie Polster- und Futterstoffe oder Leder – das ist das Upcycling“, erläutert sie. So bekommt jede Jeans ein zweites, ganz individuelles Leben – nachhaltig und funktional und gern auch im ganz persönlichen Austausch mit dem Kunden, der sein Lieblingsstück noch eine Weile weitertragen möchte. Dazu geht Lisa Diehl gern ins persönliche Gespräch im Atelier in Waldenburg oder im handgemacht-Chemnitz in der Börnichsgasse. Fertige Produkte gibt’s unter www.auf-lsd.de zu kaufen.

Taschen 2 fertig

unknown basics

Da ist man zum Interview mit Niners-Kapitän Jonas Richter verabredet – und er erscheint im rosafarbigen Kapuzen-Pulli von Unknown Basics. Überhaupt sieht man die Marke auffallend häufig im Umfeld der Chemnitzer Bundesliga-Basketballer – Andre Zimpel, Kopf hinter dem Label, ist ein Fan und hält stetig Kontakt zum Team. Gegründet hat Zimpel das Label 2016. Eigentlich ist er beruflich vor allem digital unterwegs, arbeitet mit neuesten Technologien an Markenerlebnissen und Produktdesigns. Die eigene Modemarke ist dagegen etwas Handfestes. So sollen sich auch seine Entwürfe präsentieren: „Mir sind vor allem Qualität und Haptik des Stoffes wichtig“, sagt der Modemacher: „Die Produkte sollen für sich stehen, deswegen haben sie auch nur kleine Markenzeichen und definieren sich über ihre Farbe.“ Er wende sich an alle, die gern hochwertige und nachhaltige Sachen tragen. Dazu gehören neben den Niners-Spielern auch Musiker wie Casper, Kelvyn Colt oder Yassin. Weil es ein Nebengeschäft ist, bleibt unknown basics aber ein wenig exklusiv – zu kaufen gibt’s sie online unter www.unknownbasics.com oder im Shop auf dem Chemnitzer Brühl. „Allerdings nur, wenn gerade Sachen verfügbar sind“, so Zimpel. vtz

kelvyn-colt-credit-andre-zimpel