Am 30. Juni wird in Olbernhau das elfte Kunstwerk des Kunst- und Skulpturenwegs Purple Path eingeweiht – die Skulptur „PLYWOOD“ von Jay Gard. Ursprünglich, so erfährt man von Kurator Alexander Ochs, der den Purple Path seit 2020 begleitet und betreut, war für das ans Hollywood-Sign erinnernde Werk die Aufstellung auf einem Hügel unterhalb der Olbernhauer Kirche geplant gewesen. „Doch dafür hätten wir Bäume fällen müssen, das wollten wir nicht.“ So wurde schließlich ein Platz unweit des Bahnhofs gefunden, in der Nähe eines ehemaligen Sägewerks. Und auch dieser Ort scheint angemessen – Plywood ist der englische Begriff für Sperrholz.
Chemnitz Inside stellte Kurator Alexander Ochs ein paar Fragen - zum Beispiel: Was ist lila am Purple Path?
Von Volker Tzschucke
Wer bekommt eine Skulptur?
Schnell galt als ausgemacht, dass eine Chemnitzer Bewerbung zur Kulturhauptstadt nur in Zusammenarbeit mit den Kommunen im Umfeld funktionieren kann – und da am besten mit denen, die entlang des Chemnitzer Modells liegen. Eines der der verbindenden Projekte der Kulturhauptstadt mit der Kulturregion ist der Purple Path – ein Weg mit Werken und Skulpturen wichtiger zeitgenössischer Künstler durch bis zu 38 Umlandgemeinden. Momentan, so sagt Kurator Alexander Ochs, stehe für 32 Skulpturen die Finanzierung. Bis Mittel Juni sind bereits elf Kunstwerke an ihre Gemeinden übergeben, bis zum Jahresende 2024 sollen es 25 sein.
Wer sucht die Kunst aus?
Verbindende Idee für den Kunst- und Skulpturenweg ist der alte Spruch „Alles kommt vom Berge her“. „Entsprechend suchen wir nach Skulpturen, die aus Materialien bestehen, die im Bergbau gewonnen oder die im Bergbau genutzt wurden, also vor allem Mineralien, Metall oder Holz“, erläutert Ochs. Als Kurator habe er jede Gemeinde besucht, ihre Geschichte untersucht und mögliche Aufstellstandorte erkundet. „Dann beginnt mein Bildergehirn mit der Arbeit. Wo andere in Zahlen denken, denke ich in Bildern.“ Die versuche er, in Zusammenhang mit potenziellen Aufstellungsorten zu bringen. Als langjähriger Ausstellungsgestalter auf mehreren Kontinenten verfügt Ochs nicht nur über breites Wissen, sondern auch über beste Kontakte in die Kunstwelt: „Die Künstler folgen der inhaltlichen Idee.“ Am Ende schlagen Ochs und sein Team den einzelnen Kommunen eine Skulptur zur Aufstellung vor. Dass es noch keine vollständige Namensliste gibt, liegt laut Ochs daran, dass noch nicht alle Verträge abgeschlossen wurden: „Das arbeiten wir Schritt für Schritt ab.“
Wer bezahlt den Purple Path?
Die Kunstwerke werden mit Geldern von Bund und Freistaat Sachsen durch die Kulturhauptstadt gGmbH angekauft. Die Kommunen sind für das Rundherum verantwortlich: den Transport, das Anlegen von Fundamenten, den Aufbau oder die Versicherung zum Beispiel. „Jede Kommune beteiligt sich auf Basis von Ratsbeschlüssen finanziell und strukturell mit ihren sehr zu lobenden Bauhöfen am Purple Path“, sagt Ochs. Das Ganze ist also ein zutiefst demokratisches Projekt.“ Die Kosten könnten von wenigen Tausend Euro bis in einen hohen sechsstelligen Bereich reichen: „Das kommt ganz drauf an, wie die jeweilige Kommune das Umfeld ‚ihrer‘ Kunst gestalten will.“ Nach dem Kulturhauptstadt-Jahr soll der Eigentum an allen Skulpturen in eine gemeinsame Trägerschaft übergehen – um sicherzugehen, dass keine verkauft wird.
"Wo andere in Zahlen denken, denke ich in Bildern."
Alexander Ochs, Kurator des Purple Path
Was bringt der Kunst- und Skulpturenweg?
„Die Idee entfaltet schon jetzt Wirkung“, ist Ochs überzeugt und verweist dabei nicht nur auf einen Zuwachs an touristischen Übernachtungen: „Über die Skulpturen werden Menschen auf die Region aufmerksam, die hier sonst womöglich nicht hergeschaut hätten.“ 2025 soll der Pfad in mehrere Ein- oder Zweitagestouren "geclustert" werden, die man wandernd oder per Rad antreten könnte. Schon jetzt finden an vielen teilnehmenden Orten zusätzliche Veranstaltungen statt – von Workshops über Lesungen bis zu Kunstgesprächen. Darüber hinaus macht die Karte des Purple Path nicht nur auf (künftige) Skulpturenstandorte aufmerksam, sondern zeigt auch Museen, Maker-Hubs oder Welterbestätten in der Region.
Was am Purple Path ist lila?
„Wir haben in der Region die Silberstraße, den Jakobsweg oder den Kammweg – und sie alle haben ihre charakteristischen Wegmarkierungen. Die für unseren Kunst- und Skulpturenweg werden lila.“ Lila stehe dann also für die Kunst. Und dass das eine wichtige Farbe in der Kunstwelt sei, erkenne man ja schon an der Chemnitzer Esse, wo sie fast an der Spitze thront, so Ochs mit leiser Ironie.
Zur Person
Alexander Ochs, 1954 geboren, stammt aus Franken. In seiner Heimatstadt Bamberg lernte er das Handwerk des Buchbinders, Setzers und Druckers, wurde später selbständiger Buchhändler und Kultur-Organisator. Seit 1997 arbeitete er als Galerist und Ausstellungsmacher und eröffnete in diesem Jahr in Berlin eine erste Galerie für asiatische Künstlerinnen und Künstler in Europa. Es folgte 2004 die Gründung des WHITE SPACE BEIJING. Neben Ausstellungen in den Galerien in Berlin und Peking kuratierte Ochs immer auch Ausstellungen in Museen und Kunsthallen sowie ab 2006 in Kirchen. Seit 2020 begleitet und kuratiert er das Projekt „Purple Path“ im Rahmen des Kulturhauptstadt-Prozesses. Seit 2023 lebt er mit seiner Frau in Chemnitz.
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