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Was die Besucher der Begehungen 2024 erwartet

Kunst- und Kulturfestival vom 15. bis 23. August in ehemaliger Schule

Unter dem Motto "Kippeln. Protest in der zeitgenössischen Kunst" finden vom 15. bis 23. August die "Begehungen 2024" statt. Austragungsort für das diesjährige Festival, das sich jährlich wechselnden Brachen und stilliegenden Gebäuden widmet, ist das frühere Schulgebäude des Chemnitzer Schulmodells in Chemnitz-Kappel in der Charlottenstraße. Das Gebäude sei selbst Objekt eines erfolgreichen Protests gewesen, erklärt Lars Neuenfeld, Sprecher des Begehungen e.V.: 1989/90 sei es "die direkte Folge einer Utopie, die innerhalb von Protesten geschrieben wurde" und die sich auch gegen das Schulsystem in der DDR gerichtet hatten. Daraus habe sich das Schulmodell entwickelt - es konnte sich in der Wendezeit erfolgreich etablieren und lebt bis heute, wenn auch an anderem Standort. So könne man an diesem Ort an 35 Jahre Friedliche Revolution erinnern und zugleich auf Proteste andernorts und vor allem deren künstlerische Verarbeitung blicken. Dafür stehen einerseits das Erdgeschoss des Schulgebäudes wie auch die benachbarte Turnhalle zur Verfügung.

Erstmals wurden in diesem Jahr neben einem Open-Call mit ca. 400 Einreichungen auch Künstler*innen gezielt zur Beteiligung eingeladen, sodass es neben Arbeiten des künstlerischen Nachwuchses auch solche renommierterer Kunstschaffender gibt. Die Auswahl erfolgte erstmals mit einer eigenständigen Kuratorin, Claudia Tittel.

In den 22 Positionen der Ausstellung finden sich ganz unterschiedliche Proteste und Protestformen wieder. So setzt sich die Spanierin Maria Ruido mit dem Übergang Spaniens von der Franco-Diktatur hin zur Demokratie und den dazu erzählten Narrativen auseinander. Sie erzählt eine Geschichte von einer eher unfriedlichen Revolution und folgt dabei dem Motto "Das, was nicht sein darf, muss gezeigt werden." Kubra Khademi aus Afghanistan präsentiert eine selbst geschmiedete metallene Rüstung für einen Frauenkörper, die sie in Kabul unter Gefahr für Leib und Leben bei einer öffentlichen Performance trug. Inzwischen musste sie ihr Heimatland verlassen, sie hat die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Leiser Protest in Mexiko, feministische Ausbruchsversuche in der DDR, die letztlich nicht erfolgreiche Anti-Lukaschenko-Bewegung in Belarus, Anti-Corona-Proteste oder die Räumung des Protestcamps in Lützerath, das sich gegen den Kohleabbau richtete, spielen in der Ausstellung eine Rolle. Die künstlerische Aufarbeitung ist ebenso vielfältig: Zeichnungen, Radierungen, Raum- und Klanginstallationen, Performances und Skulpturen sind unter anderem zu finden.

Das Festival-Programm konzentriert sich 2024 auf das Eröffnungswochenende. So findet am Freitag, 16. August ein Podiumsgespräch mit frühen Protagonist*innen des Chemnitzer Schulmodells statt, ab 19 Uhr können sich Ehemalige der Schule zum Klassentreffen bei DJ-Musik und Drinks treffen - und alle anderen Gäste natürlich auch. Am Samstag und Sonntag stehen Konzerte im Programm - am 17. August mit "Erregung öffentlicher Erregung" und am 18. August mit "Die Kollision". Auch eine Theater-Performance ist am ersten Ausstellungssonntag zu erleben, zudem sind das Wochenende über viele der beteiligten Künstler*innen vor Ort.

Vom 16. bis 18. August sind die "Begehungen" jeweils zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet. Am zweiten Wochenende - vom 19. bis 23. August - ist ein Besuch jeweils zwischen 12 und 18 Uhr möglich.

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